Michael Bauer
Er wurde 1947 in Kaiserslautern geboren und ist als Journalist, Redakteur und Autor tätig.
Leben und Werk
Bekannt wurde er als Pfälzer Mundartdichter durch neue Gedichtformen in der Mundart der Region. Aufsehen erregte er, als er einen Mundartpreis nach der Verleihung zurückgab, weil er sich nicht mit der NS-Vergangenheit des Preis-Namensgebers identifizieren wollte. Bauer wohnt seit 1995 in Herxheim bei Landau. Nach dem Abitur 1966 studierte Bauer in Saarbrücken und Mainz Literaturwissenschaften und schloss sein Studium mit dem Ersten Staatsexamen ab. In den 1970er Jahren tingelte Bauer als Liedermacher über viele Kleinkunstbühnen Deutschlands. Damals veröffentlichte er zwei Schallplatten, die vergriffen sind Nachdem Bauer eine Lehre als Buchhändler absolviert und in Frankfurt am Main, Wiesbaden und Mainz diesen Beruf auch eine Zeitlang ausgeübt hatte, ermöglichten ihm seine Kontakte aus der Liedermacherzeit den Wechsel in den Beruf als Redakteur und Autor. Zuerst war er Reporter, dann Moderator bei S2 Kultur, SWF1 und SWF4, als Gast auch bei WDR 2. Als Radio- und Fernsehautor veröffentlichte er u. a. Hörspiele, Features und Glossen bei SWF, HR, WDR und SR. Mit der Fusion des SWF und des SDR zum SWR (1998) wechselte er zum SWR-Fernsehen. Dort betreute er u. a. die Sendereihe Spaß aus Mainz. Seit 2009 arbeitet er als Theaterdramaturg und Autor mit den Schwerpunkten Print, Theater und Funk. Seine Texte wurden u. a. von Rosemarie Fendel, Rudolf Jürgen Bartsch, Ulrich Noethen, Hanns Dieter Hüsch, Maren Kroymann, Sabine Postel und Udo Lindenberg realisiert. Zurzeit bestehen auch Kooperationen mit Musikern wie Hans Reffert (Guru Guru), Wolfgang Schuster, Albert Koch und Werner Goos. Erstmals ins Rampenlicht einer interessierten und teilweise polarisierten Öffentlichkeit trat Bauer in den 1980er Jahren mit seinem Mundartgedicht Do de Dom (Da der Dom). Für Aufsehen sorgte er, als er 1991 in Bockenheim den Jakob-Böshenz-Preis für das literarische Gesamtwerk nach der Verleihung zurückgab, weil er von Böshenz’ Sympathien für die Machthaber im Dritten Reich erfahren hatte. Trotz mancher Animositäten, die Bauer damals spontan entgegengebracht wurden, verschwand der strittige Preis binnen kurzer Zeit aus der Palette der Bockenheimer Mundartauszeichnungen. Großen Erfolg hatte Bauer mit der Figur De klääne Pälzer. Illustriert von Zeichner Xaver Mayer entstand eine Serie, die den Weg in die Sonntagszeitung Sonntag Aktuell und in mehrere Buchauflagen fand.Auszeichnungen (Auswahl)
- 1966 Scheffelpreis beim Deutsch-Abitur
- 1974 Star-Chance Frankfurt am Main
- 1975 Kunstförderpreis des Landes Rheinland-Pfalz für Literatur
- 1977 Förderpreis zum Deutschen Kleinkunstpreis
- 1977 Goldene Rose des Göttinger Tageblattes
- 1978 Auslandsreisestipendium des Auswärtigen Amtes
- 1980 Förderpreis des Südwestfunks
- 1988 Fördergabe zum Pfalzpreis für Literatur des Bezirksverbandes Pfalz
- 1991 Jakob-Böshenz-Preis des Förderkreises Mundarttage Bockenheim für das mundartliche Gesamtwerk (Rückgabe aus dem oben genannten Grund)
- 1993 Wanderpreis des Literaturbüros Mainz
- 1997 Buch des Jahres des Förderkreises deutscher Schriftsteller in Rheinland-Pfalz für Heimat-Maladie
- 2004 Hermann-Sinsheimer-Plakette der Stadt Freinsheim
- 2004 Medienpreis Pfalz
- 2012 Literaturpreis Lotto RLP, 2. Platz
- 2016 Internationaler Lyrikwettbewerb Hochstadter Stier, 3. Platz
- Homepage: www.bauer-pfalzlyrics.de
Veröffentlichungen (Auswahl)
Dem Meier Jean sei Määnung. 1975, 2. Auflage. 1976.- Olwerdolwer. 1980.
- Es Landauer Jaköbsche. 1988.
- Sätisfäktschen. 1988, 2. und 3. Auflage 1989.
- Die Els. 1989.
- Die Liebestinte. 1991.
- Fremd in unserer Mitte. Rheinland-pfälzisches Jahrbuch für Literatur 1, herausgegeben von Michael Bauer zusammen mit Sigfrid Gauch und Gabriele Weingartner. Verlag Brandes & Apsel, Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-86088-437-9.
- Heimatmaladie. Mit einem Nachwort von Gabriele Weingartner und Bildern von Ines Braun. Verlag Gollenstein, Blieskastel 1997, 2. Auflage. 1998, ISBN 3-930008-72-6.
- Der Hupsmichel und die Herz-Jesu-Marie. Eine Dorfgeschichte. Mit Illustrationen von Klaus Fresenius. Verlag Marsilius, Speyer 2000, ISBN 3-929242-22-2.
- De klääne Pälzer. Mit Illustrationen von Xaver Mayer. Verlag Reinhold Gondrom, Kaiserslautern 2001, 2. Auflage. 2002, ISBN 3-88874-521-7.
- „Mütter, Väter, Dome“ oder „Lobel weiß alles“. Zwölf teils katholische Geschichten. Mit einem Nachwort von Klaus Wiegerling. Verlag Reinhold Gondrom, Kaiserslautern 2002, ISBN 3-88874-523-3.
- Klääner Pälzer, hopp verzehl. Mit Bildern von Xaver Mayer. Verlag Reinhold Gondrom, Kaiserslautern 2003, ISBN 3-88874-524-1.
- Klääner Pälzer, bleib am Ball. Mit Bildern von Xaver Mayer. Verlag Reinhold Gondrom, Kaiserslautern 2005, ISBN 3-88874-525-X.
- Pfalzkönig. Mit Zeichnungen von Xaver Mayer. Agiro Verlag, Neustadt 2014, ISBN 978-3-939233-29-9.
- Seeleschokolad. Mit bunten Illustrationen von Xaver Mayer. Agiro Verlag, Neustadt 2015, ISBN 978-3-939233-36-7.
- Plauderwelsch und Pfalzgezeter. Prosa und Lyrik. Wellhöfer Verlag, Mannheim. 2016, ISBN 978-3-95428-200-5.
- Do de Dom – Do de klääne Pälzer. Verlag Palatina Viva, Mutterstadt 2001.
- Weltunnergangsblues (mit Hans Reffert und Wolfgang Schuster). musiker.de, Heidelberg 2015. 13 Tracks, 45 Minuten; Booklet 40 Seiten. Label Code 30499, Katalognummer 3049920152.
Beiträge zum Symposium
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Der See (Auszug)
Sie können den Wagen hier abstellen. Ich winke sie ein. Guten Tag. Ich bins. Ich hatte die Idee. Ich bin der Erfinder. Schön, daß sie zu uns gefunden haben. Erschrecken sie nicht. Ein Herr von der Zeitung. Schauen sie bitte kurz zu ihm hinüber. Würden Sie mir bitte nochmal die Hand geben? Danke. Ja, nichtwahr, die Straßen sind schneefrei. Und eigentlich sind wir leicht zu finden. Bitte hier entlang. Der See befindet sich auf der anderen Seite des Berges. Aber keine Angst: Kein beschwerlicher Fußmarsch! Ich werde Ihnen auch dies und das zeigen können, wenn wir uns aufmachen. Was Sie sehen werden, wird sie entschädigen. Als Kind bin ich diesen Weg oft gegangen. Mit Wimpel und Hemd und Klampfe. Das gedenkt mir ewig. Ich kenne auch noch alle Lieder. Jede Zeile. Zeig mir ein Feins. In den Tag, fallera. Wohlauf. So etwas bleibt für immer. Das kann einem keiner wegnehmen. Aber wem sag ich das? Haben Sie ihren Notizblock dabei? Ja, den tragen sie natürlich immer bei sich. Wie konnte ich nur fragen. Sie als Dichter. Wissen Sie, als Kind erblick man dies alles hier mit dem Licht der Welt. Als Heranwachsender lernt man die alten Heimatweisen: Drunten, wo. Dort nieden. Undsoweiter. Als Erwachsener schwört man auf dieses Panorama. Und viele Alten hört man sagen: Hier und sonst nirgends wollen wir begraben sein. Drehen sie sich doch jetzt einmal in diese Richtung. Na? Was sagen Sie? Halten sie sich bitte hier. Gucken sie mal da. Hier übrigens das Münzfernrohr. Nein, Moment, das geht natürlich auf meine Rechnung. Hier. Werfen Sie ein. Drücken Sie bitte. Wenn sie nach rechts schwenken, müßten sie das Riesenzelt erkennen. Das Gewimmel der Festgäste. Die Hundertschaften von freiwilligen Helfern. Die Bedienungen laufen sich Blasen. Von weither mußten zusätzliche Bierbänke beschafft werden. Die Neubürger haben die Köpfe geschüttelt. Das gibts doch nicht, haben sie gesagt. Doch, hat man ihnen geantwortet. Das ist euer Tag. Keiner kommt raus ohne zuzulangen. Wenn Sie die Ohren spitzen, hören sie den Klang der Susaphone. Dazu Gymnastik mit Bändern. Ballonfahrten. Ein blutjunges Team aus Posaunenbläsern in historischen Kostümen. Und natürlich Feuerschlucker, Gaukler, Stelzengeher, Bauchtänzer, Walroms wilde Horde, Foltergerät. Ein römisches Treiben, ein germanischer Aufzug, ein keltischer. Ein Saustechen nach Art der Alten. Die Frauen haben tagelang geschält und sich dann eingenäht in der Nähe der Schwenk-..... bratens. Und natürlich kreisen dann die Krüge. Ein Festival der Heiterkeit. Ah. Die Zeit ist um. Hier haben Sie noch eine Mark. Und achten Sie jetzt einmal auf die riesigen, gußeisernen Bratpfannen. Täusche ich mich, oder ist der Geruch von schmorenden Zwiebeln bis hier oben als leichtes vom Tannenduft durchsetztes Aroma zu riechen? Und mischt sich das Gurgeln der Pilze im Rahm nicht in das Flüstern der Wipfel? Ach, wenn das alles übers Tal zieht, das versöhnt. Wasser im Mund. Ein gesunder Hunger. Das Klappern von Eßgeschirren. Der Duft von frisch geschnittenem Schwarzbrot. Köstlich die geöffneten Schweinsbäuche. Aber auch grausam. Die kalten Bratenplatten,- sehen sie nicht aus wie große, aufgeblätterte Bücher? Man würde manchmal gern dazugehören. Aber wie schnell verbreiten sich Gerüchte, Klatsch Diffamierungen in einer solchen Atmosphäre! Galgenstrick nennt unser Starkoch seine neue Nudelkreation. Alles schnurrt da in Eins: Gut und Böse. Tragikomisches Abendmahl. Abgenagtes zwischen Papierservietten . Anima et animal der Mensch. Da kann man schon in die Knie gehen. Lassen sie uns weiterwandern. Ich muß Ihnen unbedingt meinen See zeigen! Aber der Poet bin nicht ich. Der Poet, nach dessen Poesie mir verlangt, sind Sie, mein Herr. Ja, genießen Sie noch einen Moment lang diesen Anblick, atmen Sie tief ein, der Sie ja aus der Ebene kommen. Und lassen Sie uns dann allmählich zum Gipfel dieser luftigen Anhöhe hinübergehen, nur ein paar beschwerlichere Schritte noch. Sehen, wie sich da oben die Windräder im Südwestwind drehen? So, und jetzt dürfen sie aber auf keinen Fall versäumen, hinaufzuschauen zu dem gewaltigen Denkmal des großen Sohnes Überlebensgroß. Verwahrlost auch, leider ja. Viel Quatsch reingeritzt. Jahreszahlen, Vornamen, Herzen. Das Übliche. Außerdem stellenweise verwittert und gebröckelt, mit Grünspan überzogen undsoweiter. Trotzdem hebt sich noch ne Menge Umriß ab vorm Abendrot. Kommt Etliches zusammen an rostfreiem Metall.Gucken Sie mal. Wie der die Hacke in die Höhe reckt. Der Schild. Und dieses Kinn. Dieses Buch und wie er mit diesem Zeigefinger -ein fünfzig Zentimeter langer Zeigefinger!- auf etwas Aufgesetztes deutet. Ein paar Thesen. Ein Kronjuwel. Aufmüpfige Miene. Auf diese Verszeilen, die einem wie mir immer schon vertraut waren.
Knorrige Psalmen. Tief eingekerbt die Zäsuren, die Atempausen; gesungener Trutz. Stemmt der da die ganzen Kostbarkeiten in die Höhe, den geschwellten Strophenschluß, unerbittlich wie eine Zauberformel. In Bronze gegossen. Hart gegen das Harte. Rauh gegen das Rauhe.
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Remember Raddatz:
Für einen gebürtigen Thüringer der seit Kriegsende im Saarland lebt: Eichentlich schwätzsch Du perfekt Saarländisch. Awwerso Wie e farwisches Mineral E Stää. So färwen Thüringer Tön' Doi Sprooch. (Wann ich des iwwerhaupt beurteile kann mit meim Pälzer Sandstää-Sand in de Ohre!) -
Sternbild
Es Weltall Is im Sankt Wendeler Land erfunn Un dann ins Universum oigebaut wor... An der Talsperr' dort kammer es Modell noch besichtiche …