Das Symposium 1993
Es ist das erste Mundart-Symposium des Saarlandes überhaupt. Man ging vorsichtig an die Planung. Das sieht man schon daran, dass bei der Auswahl der Personen, die in diesem Symposium zusammenkommen sollten, sehr viel Fingerspitzengefühl angesagt war. Zunächst wurden nur Männer ausgewählt. Dies kann man nun bewerten wie man will. Es war keinesfalls eine Entscheidung gegen die Mundartschriftstellerinnen, von denen es wahrscheinlich sogar mehr gibt als den männlichen Gegenpart.
Weiterhin suchte man für dieses erste Symposium Schriftsteller, die schon einen gewissen Namen hatten. Der Württemberger Wilhelm König stand einer Mundartgesellschaft vor mit eigener Mundartzeitschrift und Veranstaltungsreihen, von denen man im Saarland nur träumen konnte. Bruno Hain aus Rheinland-Pfalz war renommierter Mundartschriftsteller und saß sogar in der Jury eines Mundartwettbewerbs. Heinrich Kraus war langjähriger Mundartschriftsteller, der sogar für das ZDF Drehbücher entwarf, Julian Dillier aus der Schweiz war führender Mundartschriftsteller dieser Region, wobei in der Schweiz die Mundart einen besonderen Stellenwert im Bewusstsein der Bevölkerung genießt. Jean-Louis Kieffer war ein bekannter Autor der lothringischen Mundart und zugleich Präsident der moselfränkischen Mundartvereinigung Gau unn Griis. Als Vertreter des saarländischen rheinfränkischen Dialekts entschied man sich für Georg Fox, damals schon mehrfacher Preisträger beim saarländischen Mundartwettbewerb. Alle Schriftsteller hatten zudem eine Gemeinsamkeit: Sie nutzten die Mundart als literarische Gestaltungsform fernab von Büttenreden oder Knittelversen.
Die Vorsicht, mit der die Veranstalter an dieses Symposium herangingen, entsprach auch der Vorsicht der Schriftsteller, die sich auf ein Unterfangen einließen, das sie bisher auch im bundesdeutschen Raum eher selten so vorgefunden hatten. Gemeinsame Erlebnisse wie eine Weinprobe in Sitzerath, die Stadtführung in St. Wendel, der Besuch der Tholeyer Abtei oder das Lyoner-Kolloquium sollten Sprech- und Schreibanlässe schaffen. Das Schreiben fand eher im Stillen statt, ohne dass man diesen Aspekt des Symposiums vordergründig wahrnehmen konnte. Fast meinte man, da hätte sich eine Herrenrunde zu einer fröhlichen Landpartie zusammengefunden, bei der das Schreiben eher eine lustvolle Begleiterscheinung sein sollte. Das Symposium vermittelte aber von Anfang an, dass hier doch eine mediale Aufmerksamkeit vorhanden war. Täglich meldete sich der Rundfunk in seiner Hauptsendung aus der Bosener Mühle, beim Mundartabend wurde auf dieses Symposium hingewiesen und eine Mundartlesung für den Samstag am Ende des Symposiums angekündigt.
Der Erfolg dieser Abschlussveranstaltung wurde für die Veranstalter erkennbar. Die mediale Aufmerksamkeit in Funk, Fernsehen und in der Zeitung wurde auch durch die auswärtigen Mundartautoren in deren Regionen verbreitet. Es war nur folgerichtig, dass man quasi als Dokumentation daraus ein Buch herstellte, welches dem Symposium, den Mundartautoren und dem Raum des Sankt Wendeler Landes ein Forum bot. Die Fortsetzung der Veranstaltung in den kommenden Jahren mit weiteren Autoren war durch den Erfolg der ersten Symposiumswoche gesichert.