Die Autorin wurde 1958 in Ludwigshafen am Rhein geboren. 1965 wanderte ihre Familie nach Luxemburg aus, wo Jutta Bayer die Grundschule und das Lyzeum besuchte. Nach dem Abitur studierte sie in Brüssel Journalismus und kehrte nach dem Abschluss des Studiums zurück nach Luxemburg.
Jutta Bayer
Leben und Werk
Jutta Bayer hat drei erwachsene Kinder und arbeitet als Unterrichtskraft an der „Schule der 2. Chance“, einer Schule für Schulverweigerer/innen und Schulabbrecher/innen in Luxemburg-Stadt. Schreiben und lesen sind seit jeher ihre Leidenschaft und ein Hobby. Diese Leidenschaft versucht sie auch ihren Schülern zu vermitteln. In ihrer Freizeit joggt Jutta Bayer sehr gerne mit ihren drei aufgelesenen Straßenhunden durch die Felder im Dreiländereck und findet dabei dort auch die Wörter zu ihren Gedichten. Diese luxemburgischen, französischen und deutschen Wörter, die sie in der Ierfter Gewaan findet, werden dann auch locker zu Dreiländereckgedichten verwoben. Georg Fox schrieb einmal über die Texte von Jutta Bayer: „Hier wird in einer sehr modernen Form die Grenzsituation im Dreiländereck sprachlich in einen Kontext gestellt. So wie die Menschen manchmal ihre Sprachen mischen, webt Jutta Bayer einen Sprachenteppich der Region, der jenseits von aller Larmoyanz ein emotional dichtes Gewebe der Regionalsprachen schafft und in lyrischer Form beweist, dass die moselfränkische Mundart eine gleich hohe sprachliche Wertigkeit mit Luxemburgisch und Hochdeutsch besitzt.“ Bayer sagt: „Dafür bin ich der Bosener Gruppe auch sehr dankbar, da ihre Mitglieder die Ersten waren, die sich näher für meine Gedichte interessiert haben und ich somit nicht mehr nur für die Schublade geschrieben habe.“Veröffentlichungen (Auswahl)
Veröffentlicht hat sie bis dato im Paraple, einer grenzüberschreitenden Zeitschrift.Beiträge zum Symposium
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A ma campagne
Aujourd´hui je ne t´aime pas, Mit Deinen grauen Kleidern An dene villen Tréinen. Tes promesses en couleur Se sont fanées sous la pluie Und Kälte umgibt Dich. Du bas mir friem Sans ton sourire ensoleillé Que j´ai tant aimé. Ich bitte Dich, Zieh diese grauen Kleider aus, schmück Dich mit Blumen et arrête de pleurer. A wann den Himmel blo as An d´Sonn op Dech schengt A ce moment, je t´aimerai à nouveau. -
Grenzgänger
Zwei Beine Ee Standbeen Ee Schaffbeen Aller-Retour Zwei Hände Eng di hëllt Eng di gëtt Aller-Retour Zwei Sprachen Eng doheem Eng op der Schaff Aller-Retour Ein Grenzgänger E Mënsch Aller-Retour -
La foire aux mots
Ech zeien mäi Weenchen aus der Scheier a vollgeluede mat Wierder je traverse les champs. Des mots, des mots, qui a besoin de mots? Des bons mots, des gros mots, des grands mots, des derniers mots! Und von überall her kommen Leute, auf der Suche nach den richtigen Worten. E jongt Meedchen flüstert: «Ich will das Wort LIEBE". Ech gräifen a meng Boxentäsch et lui tends le mot AMOUR. DESORDRE crie une femme et tire son fils par les oreilles. Lächelnd stecke ich ihm das Wort UWWERASCH zu. FLÄMM flüstert eng al Frau an heemlech gin ech hir dat Wuert GEHEISCHNIS. Moi, je voudrais le mot PAIX dit une voix und ich überreiche dem uralten Mann das Wort FRIEDEN. Owes sin ech all meng Wierder lass an ech zéien mäin eidele Weenchen heem. Et la nuit dans mon lit avant de m'endormir häamelen ech dat Wuert TRAUM, mon mot a moi que je ne vendrai jamais! -
Le prince charmant
Tous les soirs à l´arrêt du bus Elle attend Elle attend son bus et son prince charmant Seng Aen wanderen bei d´Stären erop Duuss Melodien gin him duerch d´Kopp Einen winzig kleinen hellen Stern Hätt´sie an ihrem Finger gern Und da kommt er plötzlich mit hellem Schild Ein wahres Wunder, ein königlich Bild Sie öffnet die Augen und kann ihn sehn Jetzt steht er vor ihr: Bus 110 -
Manège à quatre
J´aime ta langue Et le goût du vin Dans ma bouche. Langsam dreh´ ich mich um Und flüstere Dir „Ich liebe Dich“ ins Ohr. Duerno huelen ech Dech bei der Hand, a mir danzen am Reen. Manchmal Stelle ich mir vor Wie schön es wäre Ierch allen dräi Am Arm ze halen Und ich flüstere Euch ins Ohr: „Je vous aime“ Et j´imagine que vos trois langues Ne deviennent qu´une Dans ma bouche. -
Promenade
La monotonie des champs m´inspire une chanson und schwarze Raben auf endlosen Furchen geben den Ton an. De Wand as de Chouer an eng Melodie entre par mes oreilles pour sortir de ma bouche und ich singe mein Lied, das morgen schon ein anderes ist. -
Sur le pont
Il pleut, Wasser oben, Wasser unten. E gesäit et vu wäitem, elle s´approche. Un regard Augen grau wie Regentropfen. Un pont. Elle s´éloigne. Er dreht sich um. Eng Brëck, un pont qui relie, qui sépare. Et reent. -
Weinwanderung
A travers les collines de Wäibierg erop, die Kehle runter. Weiß der Wein, d´ Gesiicht liicht roud, vers les vignobles les regards se tournent. Der Weg, das Ziel!