Marlies Grötzinger, geb. 1959, verfasst seit dreißig Jahren Geschichten und Gedichte in ihrer oberschwäbischen Mundart.
Marlies Grötzinger
Leben und Werk
Sie engagiert sich in mehreren Mundartvereinen und hilft als Kalendermacherin mit, die Oberschwäbische Sprache lebendig zu erhalten. 2013 zeichnete sie das Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg für „herausragende Verdienste um die Heimat” mit der Heimatmedaille des Landes aus.Pressestimmen:
„Marlies Grötzinger beweist, dass schwäbisches Dichten und Trachten kein Männerprivileg ist”. Dr. Thomas Vogel, ehemaliger Leiter Kulturredaktion Südwestfunks Tübingen.
„Sie gilt bei Insidern als die sprachlich niveauvollste und klügste schwäbische Mundartautorin.” Hermann Wax, Ehingen, Verfasser der „Ethymologie des Schwäbischen”.
„Marlies Grötzinger ist eine der besten schwäbischen Mundartkünstlerinnen der Gegenwart. Nicht nur ihre besondere Auffassungsgabe über ihre Mitmenschen, sondern vor allem die Art und Weise, diese in einem herzerfrischend lebhaften Text zu charakterisieren haben die bekennende Oberschwäbin in ganz Deutschland bekannt gemacht”. Werner Gaus, Dichter, Autor und Künstlervermittler aus Hechingen. www.marlies-groetzinger.de
Veröffentlichungen (Auswahl)
- „Dr Urmensch hot schwäbisch gschwätzt“, Verlag Eppe Bergatreute, ISBN: 3-89089-224-8
- „Sapperlott“ Silberburg-Verlag Tübingen, ISBN 978-3-87407-827-6
- „Die sieben Schwaben“, Silberburg-Verlag Tübingen, ISBN 978-3-8425-1164-4
- Im Symposium verfassten Texte sind enthalten in dem Buch „Bosener Wege“, Dokumentation zum 3. Symposium.
Beiträge zum Symposium
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Germanischda
De Germanischda
be i bisher ällaweil
uss em Weag ganga
weil‘ se ällaweil älles besser wisset
Etzt hau i oin troffa
der woiß
wirkle ällaweil älles besser -
S battet
-
Symposium im Sankt Wendeler Land
Barfuaßlaufa
noch
ema langa Wentr -
Tagebuch
3. Mai 1995: Wo a Miehle, do a Weg!
Also so ka‘ s it weitergau. Etzt isch scho de halb Woch verbei ond no nix gschaffet. Heit Middag werret mir vom Landrat empfanga, eiserem Gaschtgeber. ‚s Wetter isch wonderschea, dr See glitzgeret en dr Sonna ond d‘Amsel em Kirschabaum doba zwitschgeret schadafroh oi Liedle noch em andera. Bloß bei mir will oifach nix rauskomma.
Alle andere machet en Ausflug. Noi i gang it mit. Heit morga hock i mi uff mei Henderdoil na ond überleg. Ond schreib. Ond sennier. Ond ganz ahne fangt‘s a tröpfla:
„Wer nicht flüchten will, muß dichten!“
Glei aufschreiba! Ausgrechnet etzt klinglet‘s Telefon em Hausgang dussa ond koi Mensch isch om da Weag: „Noi Herr Maier, über den musikalischa Workshop en dr Bosener Mühle woiß i it Bescheid. Jo, desch am beschta. Pfüat Gott!“
Wieder em Zemmer nemm i da Stift en d‘Hand. Heidanei so a Glick i spür scho wieder, wia s‘Hira rausdrucka will:
„Dichte recht und scheue niemand“
Do klopft‘s. Dr Ma vom Wasserwerk möcht en nuia Wasserzehler eibaua. I ka dem it saga, wo dr Hausmoischter ischt ond drom fährt er wieder furt.
Nuier Alauf ond wieder schaffet‘s en meim Gehirnstüble. Emmer näher komm i em Spruch vom großa Moischter:
„Ich komme zu mir. Da dichte ich gerne“
Bremsa quietschet vor em Fenschter dussa. Dr Wasserma isch mit em Hausmoischter zruckkomma ond polteret em Keller omanander. Aber i gib it auf:
„wer nicht hören kann, muß ....
…telefoniera, weil‘s scho wieder schellet! Oimol, zwoimol, dreimol. Bis i da Hörer end Hand krieg, isch‘ s wieder riabig. Au reacht, nomoi:
In der Ruhe liegt die ...“
„ Scho wieder Telefon: „Schulze, Volksbank Bosen.“
„Noi, d‘Frau Müller isch it do. Ha se brauchet sich it entschuldiga. I hau sowieso grad aufschtau müssa, ‚s Telefon hot gschellet. Pfüat Gott!“
I lauf en mei Kammer zruck ond sieh d‘Bescherong: Vor lauder Pressiera hau i beim Nausgau de ganz Dischdecke nagrissa ond dodrbei isch dr Spitz von meim Bleistift abrocha. Ja, ja:
„wer nicht dichten kann, muß spitzen.“
Ond so langsam dämmrets mir au worom se grad mi en d‘Mühle eiglada hand! It weags em dichta, desch mir heit morga klar worra. Dia Saarländer sand jo koine Dommerla! Dia wisset jo schließle, daß mir Schwoba technisch begabt sand ond schaffa könnet. Dia hand bloß ebbern braucht, wo‘s Telefon bediena ka ond drom
„wer nicht dichten kann, muß telefonieren!“ -
Wenn da a Dichter werra witt