Über die Dichtung von Armin Holzer ist im Internet zu lesen: Lyrik ohne Bollenhut - Schriftsteller Armin Holzer gewinnt den Gerhard-Jung-Preis.
Armin Holzer
Leben und Werk
Wenn ein Preis (für junge Mundartschriftsteller) erstmals vergeben wird, vier Kategorien geschaffen werden, aber ein und derselbe Autor gleich in dreien von ihnen den ersten Platz belegt, ist das eine bemerkenswerte Leistung. Dem aus Merzhausen bei Freiburg stammenden Armin Holzer, der beim derzeit an der Alemannischen Bühne zu sehenden Volksstück "Lottoglück" für Übersetzung und Regieassistenz verantwortlich zeichnet, ist der "Hattrick" gelungen. Der 32-jährige Armin Holzer darf sich nun erster Gerhard Jung-Preisträger in den Kategorien Lyrik, Prosa und Spiel nennen. Eine klangvolle Auszeichnung, denn der vor fünf Jahren in Zell im Wiesental gestorbene und mit dem Hebel-Preis ausgezeichnete Gerhard Jung, der ein Riesenwerk von Gedichten, Kurzgeschichten und Theaterstücken verfasste, ist für die Freunde alemannischer Mundartliteratur der erste seit langem gewesen, der sich mit dem berühmten Vorbild Johann Peter Hebel vergleichen ließ. Der Respekt vor Holzer wächst dabei, wenn er erzählt, dass er eigentlich Augenoptikermeister ist, vor zwei Jahren aber beschlossen habe, "nun mal das auszuprobieren, was mir Spaß macht". Vom Verwirklichen von Träumen, von Wünschen, die manchmal auch auf der Strecke bleiben, handeln denn auch die von Holzer für die Kategorie "Prosa" eingereichten Kurzgeschichten. Da ist Frieda, die es nicht mehr länger ertragen kann, wie ihr Frieder unter Eheglück fortschreitende gegenseitige Assimilierung versteht. Oder der junge Schauspieler, der erleben muss, wie die älteren Kollegen das Talent noch ein bisschen drücken, um ihre Wachablösung zu verschieben.Den Kurzgeschichten Holzers werfen Mundartpuristen vor, zu sehr dem Hochdeutschen verbunden zu sein. Der Merzhausener bedient sich in der Tat in Bezug auf Satzbau und Vokabular auch beim Hochdeutschen, übernimmt vom Alemannischen vor allem die Lautung. Für ihn ist das kein Makel. "Warum soll man nicht hochdeutsche Grammatik herannehmen, um die Sprache ein bisschen anzuheben?" Ohnehin sei das so eine Sache mit dem Alemannischen und Literatur. Drei Vergangenheitsformen reduzieren der Dialektschwätzer mit Ausdrücken wie "S'isch gsi" oder "S'hät kha" mal so eben auf eine, auch bei der Orthographie gebe es unter den Schriftstellern in Mundart bei weitem keine Einheitlichkeit, abenteuerliche Formulierungen wie "ferschbrechen" ("versprechen") seien keine Seltenheit. Da versuche er so nah als vertretbar am Hochdeutschen dran zu bleiben, um sich lesbar zu halten. Und jüngere Schauspieler sagen auf der Alemannischen Bühne in seiner Übersetzung von "Lottoglück" auch nicht "eineweg" und "allewil". Sondern "ohnehin" und immer", wie im richtigen Leben auf einem badischen Dorfe in der Regel mittlerweile auch. Von den ersten und letzten Dingen des Lebens handeln die fern jeglicher Bollenhut-Romantik angesiedelten Kurzgedichte Holzers. Die amerikanische Reaktion auf die Attentate auf das World Trade-Center hat Holzer zum Kurzgedicht "Stunde Null" angeregt. Und zum Drehbuch "Kriegsrot" (Gerhard Jung-Preis in der Kategorie "Spiel"). Die "große Wut über den Einmarsch der USA in Afghanistan" hat er in einer Satire um fünf kriegsbereite Herrschaften am ovalen Tisch verarbeitet.
Otto Schneckenburger in „Der Sonntag“ vom 8.6.2003, www.der-sonntag.de
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