Markus Manfred Jung gehört heute zu den wichtigsten Mundartautoren von Baden-Württemberg.
Markus Manfred Jung, geb 1954 in Zell im Wiesental, aufgewachsen in Lörrach, studierte Germanistik, Skandinavistik, Philosophie und Sport in Freiburg / B. und Oslo (Norwegen), Gymnasiallehrer, z.Zt. Hausmann und freier Schriftsteller, verheiratet, 3 Kinder.
Markus Jung
Leben und Werk
Er schreibt Gedichte, Glossen, Satiren, Geschichten, Theaterstücke in alemanischer Mundart und in Hochdeutsch. Mitglied im VS und im IDI, mehrere Auszeichnungen und Preise, zuletzt Mundartlyrikpreis der Nathan Kotz-Gesellschaft, Elsaß, Frankreich. Zahlreiche Buchveröffentlichungen, u.a. ,,E himmlischi Unterhaltig“, Drey-Verlag, Gutach, 1995.Er schreibt über seine Symposium-Erfahrungen u.a.:
„Ich erinnere mich zuerst einmal an eine unglaublich schöne Zugfahrt durch vom eben aufgeblühten Lenz verzauberte Landschaft (unter wegs). Ich denke an meine Skepsis im Vorfeld, ob ich überhaupt ein gutes Gedicht schreiben könne, weil ja Bosen schon in brillanten Gedichten der VorgängerInnen und Vorschreiber lyrisch abgeschrieben war (besonders durch Harald Grill). Sehr gut kann ich mich an die familiäre Atmosphäre erinnern, die wir vor allem dem Radio-Causeur und -Charmeur Günter Schmitt zu verdanken hatten, der die besten Spaghetti der Welt kocht. Wir waren bald eine verschworene Gemeinschaft. Überhaupt erhielten wir beste Betreuung, durch Friedrich Hatzenbühler, durch den „Ganggo“ (gang go hole, go bringe, go...) Alexander Maria Groß, durch eine liebenswerte Martina Scheer, durch den radsportlichen Landrat, Schumann hieß er, glaube ich... Eine 1. Mai-Waldmeister-Bowle, kredenzt vom Weltmeister der Barmixer, unterm Kirschbaum mit Radio-Livesendung, ist mir lebhaft und lustig in den Gedanken und im Gedenken. Es kommt mir in den Sinn, dass mir erst so nach und nach dämmerte, dass der von allen Betreuern aufgebaute Druck, unbedingt literarisch etwas zu produzieren, wirklich ernst gemeint war. Und ich hatte in der Runde so eifrig die Texte der anderen besprochen, dass ich selbst lange das Schreiben vergaß. Erst am vorletzten Abend kam der kreative Schub. Schöne Morgenspaziergänge um den See, alleine oder im Gespräch, und vor allem die Wanderung auf dem kolossalen Skulpturenweg, mit offenen Sinnen und offenem Herz, mit Austausch im Gespräch, mit Notizen... (Wolkenstein, overkill). Ich erinnere mich an den älteren Radiomann, Technik-Profi aus einer anderen Zeit mit musealem Aufnahmegerät. Mich schmerzt immer noch der Stich durchs Herz im Turmmuseum auf dem Schaumberg, als ich die geschwärzten Namen der Judenverfolger sah, aber ungelöscht die Namen der ausgelöschten Juden (Emma Sara Isaac). Die Erleichterung beim Blick vom Turm, dass ich das Land mit eigenen Augen sehen konnte und nicht nur mit denen des Dichters Harald Grill, der ein unvergleichliches Gedicht über seine Sicht geschrieben hatte. … Mir entstanden Gedichte, die bleiben. Texte, für die ich dann den „Lyrikpreis von Meran“ erhielt, vor allem für Emma Sara Isaac. Es blieben mir schöne Kontakte, zum Teil bis heute. Und die Gewissheit, gute Gedichte brauchen Geduld, Gelassenheit und eine Atmosphäre der Unterstützung. Vielen Dank, ihr Bosener.“
Veröffentlichungen (Auswahl)
Wichtigste Veröffentlichungen:- die letzten drei Gedichtbände: Schluchten von Licht, Drey-Verlag, 978-3-933765-79-6, verfranslet diini flügel, Drey-Verlag, 978-3-933765-36-9, am gääche rank, Drey-Verlag, 3-933765-19-6
- Im Symposium verfassten Texte:
- Die Gedichte im Band zämme läse, Drey-Verlag, 3-933765-03-X: dicht; bettseicherli; unter wegs; Emma Sara Isaac; Afrika-Kapelle; Wolkenstein; overkill; Mission; diin weg; heimweg; Herzweg
- Homepage: www.markusmanfredjung.de
Beiträge zum Symposium
-
Bettseicherli
z morgen an de bahn
de zug chunnt grad
do drucksch mer
e bliemli
in d hand
bettseicherli
Laura
du
noch diinre zweite
nacht ohni
windle
troche
vati i mueß
d bliete
no zue
goht uf
unterwegs
goht uf -
Emma Sara Isaac
Emma Sara Isaac
du häsch e hüüsl i
gha
alt verhuddlet aschgrau
du
Besitztum von Juden
ist unbürokratisch in
das Volkseigentum zu
überführen
un du
Emma Sara Isaac
du häsch öbbis welle
für di huus
du
jud
vo brief zue brief
hän s der weniger
botte
die herre
mensche vo doo
namelos
glücklich hüt
weil d näme
gschwerzt sin in
jedem dokument
Emma
Sara Isaac wurde
später in das
KZ Theresienstadt
überführt.
Ihr weiteres Schicksal ist
unbekannt.
unbekannt
de einde
schwerzt mer d näme
s lebe
dir
• im Turmmuseum auf dem Schaumberg -
Herzweg Heimatgedichtle gereimt
In jedem Baum
e Fedreschpil
wo singt
An jedem Zwiig
e Bliete
wo im Immli winkt
Uf jedem Bänkli
e Dichter
wo s eige Herzbluet trinkt
Uf jedem Blatt
e Gedicht
wo uf em Herzweg
in d Heimat springt -
Mission*
... die Wilden
da unten in Neuguinea
die haben ihre Gestalten
alle aus einem Stück
gemacht
die hän s no
im gschpüür
aß er ganz isch
de mensch
... den Lendenschurz
da unten den haben wir
angebracht
es kommen ja auch
Kinder her…
-
Overkill*
stei
erratische block
echsechopf
panzerchette
zwänge di
zämme
ghebt vom
iiseme chrüüz
eisernes kreuz
e tiefflugrotte
verriißt de raum
de himmel
dröhnt
die Kräfte der Steine
und die Kräfte die
Steine bersten
lassen
de mensch
echsechopf
errare
* Skulptur von Hans-Jürgen Breuste,
Straße der Skulpturen, Nr. 28 -
Unter wegs
de Rhii ab
d Nahe uf
bis zum chirsibaum
alles
ei bluescht
gliichziittig
chirsi öpfel bire schlechen
e wiißi
siite
vom ene buech
wo d wörter
no nit
sinn