Petra Zwerenz wurde 1961 geboren und war von Beruf Lehrerin. Heute ist sie freischaffende Mundartautorin, Lektorin, Korrektorin und Zoopädagogin.
Petra Zwerenz
Leben und Werk
Seite über 30 Jahren beschäftigt sich die Reutlingerin mit der Mundart und bevorzugt als literarische Formen die Kurzprosa, insbesondere Reiseerzählungen (lt. Presse schwäbische Roadmovies) , Alltagsverwicklungsgeschichten, naturwissenschaftlich-technische Inhalte humorvoll mundartlich erklärt, gelegentlich auch Lyrik. Wenn man Petra Zwerenz begegnet, wirkt sie offen und fröhlich. Man merkt aber auch gleich, dass sie mit wachem Blick und offenem Ohr die Schwingungen der Landschaft in sich aufnimmt und daraus dann ihre poetische Prosa formt, die zu Herzen geht. In ihrem mundartlichem Vortrag kommen diese Sätze mit einem besonderen Sprachklang zur Geltung. In ihrer Erinnerungen an das Symposium hat sie sehr viele Anregungen behalten und lobt auch heute noch den konstruktiven gegenseitigen Umgang mit Texten. Das habe sehr befruchtend gewirkt. „Ich habe das Saarland als grüne, liebliche Region kennen- und schätzen gelernt“, sagt Petra Zwerenz von diesem Aufenthalt in der Bosener Mühle.Veröffentlichungen (Auswahl)
Alb ond Älbler – Theiss-Verlag, 3-8062-1291-0 (nicht mehr lieferbar) A bissle onderwegs – Silberburg-Verlag, 3-87407-518-4 Fascht wia drhoim – Silberburg-Verlag, 978-3-87407-678-4 Do henda kommt`s blau – Silberburg-Verlag, 978-3-87407-884-9 Im Symposium verfasste sie zahlreiche Texte, darunter Ha Heimatland (Kurzprosa) und Mönch en Tholey (Lyrik)Beiträge zum Symposium
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Protokoll
Lauft auf de Kiesala kommt oms Eck rom bleibt schdao neschtlad en ra Dasch schliaßt auf schliaßt zua goht Trepp nauf gläbbrad bleibt schdao schliaßt wiedr auf midd ma voola Zädl en dr Dasch middama leera? -
Bostalsaga
Wasser, Weiden. Weidezäune, Trauerweiden, Schafweide. Hügel plustern sich mächtig auf, Wege schlängeln sich durch, Bäche. Buckliges Land. Nichts Gerades, alles gebogen, geschwungen, gekrümmt, verkrümmt. Alles umgeweht, umgekippt. Liegengelassen. Notdürftig aufgestellt. Ungestrichen. Unbehandelt, ungeordnet. Verwittert. Verwettert?! Dennoch Kindheitserinnerungslandschaft. Rinnsale laufen da durch Wiesen, Koppelzäune spiegeln sich, Trauerweiden strecken ihre Fühler aus, Brücken, Birken, alte Obstbäume gruppieren sich drum herum. Alles rinnt, läuft, steht mitunter, reibt sich die Augen vom Dornröschenschlaf. Wasserwiesenlandschaft. Ungebrochen. Alles lebt in stehengebliebener Bewegung, als hätte einer die Uhren angehalten, alle auf einmal in allen Stuben im St. Wendeier Land. Vielleicht stimmt es ja, was man sich erzählt, hinter vorgehaltener Hand und denen, die ein Ohr haben. Vielleicht lebt sie ja wirklich noch da unten, die alte Marie, die damals nicht weggehen wollte aus dem elterlichen Hof, als sie das Tal überfluteten, vielleicht sind ihr Schwimmhäute, Kiemen gewachsen, und sie sitzt und sitzt unter Wasser auf der alten Ofenbank neben der stehengebliebenen Standuhr im Nachthemd mit Spitzenkragen, fischgesichtig, ein Gebinde aus Seerosen im Haar, und hackt Löcher in den Staudamm. Sonntags, so erzählen die Einheimischen, soll die Marie heimlich hinüberschwimmen zur Kapelle, unter dem Nachthemd holt sie dann einen großen Schlüssel hervor, öffnet die schmiedeeiserne Gittertüre, paddelt zu der kleinen Nische neben dem Altar und trinkt ein Fläschchen des köstlichen Meßweins, den man seinerzeit dort zurückgelassen hat. Ansonsten aber lebt sie bescheiden, sammelt aufgeweichtes Brot ein, das die Sonntagsausflügler den Enten ins Wasser brocken, zerstampft Wasserpflanzen zu spinatähnlichem Brei, blättert wieder und wieder in ihrem alten Reisekatalog und freut sich darüber, daß die Zeit so stillsteht in den Dörfern am Bostalsee. -
Ha Heimatland (für Helmut Scheuer)
Leit. Viel Leit. A langr Disch. zwoe Benk. mo se draufsitzad. Dia vom Radio. Dia midde Kuglschreibr. Dr Moler ond sai Frao. Em Moler ond saira Frao ihre Kendr. Delir aufam Disch. Bschdeck. Gläsla. ‘S Mikrofon hangad am Galga iebr de Kepf ond er ischt ao do, middam Kopfheerer auf. Dr Detlef kommt mr en Senn. Em Grond ischr a neddr Kerle, Gsiecht wia a Mepsle, seidewoich‘s Fell. Pfoda a bißle rosa, komischerweis, wenn de gnao guggeschd. Wennr laufd. watschladr a bißle. Abr jetzt laufdr scho richdich brav an dr Leine. Dr Detlef ischt ehm midde Kopfheerer sai Hond. Seit zwoe Monat. Beim Moler ond seine Kendr oes scheenr wia.s ander ond älle de gleiche kohlschwarze Hoor. Dippelappes. I woiß jo äwwl noid, wia ma‘s schreibt; gell; descht bei de Bettsoicher oifacher, dia geit‘s bei aos ao. Abr etz wurd gschwätzt, vor amo!. Ond nochher nommol. Fird Bandmaschee, mo se do hend. Schbädr wird,s äbbr vorgschbield, sagadse. Hendr dr Bandmoschee sitzt er, wia gsait, midde Kopfheerer aufam Kopf. Sei andrer Hond ibrigens, hoddr vrzeelt, häb ämol beim Brummifunk middam Laschdwaga midfahra derfa. Wennam d,Musik ed bassd häb, sei er ens henderschd Eck en dr Koje vrschwonda. Sonscht häbr ganz gleich ausgsäa wia dr Detlef, dr Moritz. Hoimat, said dr Harald, sagese bei ehm ao, abr do häbma oefach ,s hochdeitsche Wort a bißle glattbeeglad, daß‘ en Dialäggd naibaß. Hoimad. Hoamad. Drhoim, sagadse, odr, i gang hoim‘, ‘S wurd iebrlegt, woroms da Marcel so hoimzoga hadd, nocham.Griag, odr während, do, mo,d Brugg iebrs Wasser nom nemme do war, morom er om ällas en dr Wäld nomwella hodd, ond ma vrmuaded - dr Chrischtian vrmuadads - es sei ehm en därra heeniga Wäld om öbbas Hoils ganga, wassr sich aufgheebd gheed hodd. Andre gangad fort, weil se drhoim ed bleiba kennad. Dia kennscht ao. Hoimat. I woiß ed,l obe des Wort benitza däd. Abr wenne d,Alb so sieh, em morgnadsl vor dr Hausdier, vo onna, blo wia am airschda Dag, a Wäddr drzua zom Weidrlaofa - Ewich dui Alb, Heimatland, daß abr ao ewich des Blo, ond ewich des Hin ond Her, des Nauf ond Na, ‘Is ganze letschte Johr. Alb ischt Alb. Abr Münsinga ischt ed Engschdinga ond Pfullinga glei gar ed. En Münsinga keed D’Wäld ondrgao ond de dädeschd nix drvoo merga. En Engschdinga keemd’s Ogligg d,Schdoig rauf, odr vo Richdong Traiflberg her, odr, wenn’s vo oba her kemmd, däd’s wenigschdens an dr Schdoig halda, wie dr Schnaischdurm em Januar. En Münsinga keedeschd no aufam Märktblatz schdao, wenn dromrom nix mai schdoht. Z‘Engschdinga ao? Zigainr. Grad hodd oinr Zigainr gsait. Mo hodds vom Urvrtraua ond vodde Kendheitserennronga ond ob da dro d‘Hoimat hangableiba keed. Noh keeds sai, dr Wohnwaga ischt fir dia des, was fir andre ihr Schdroß, ihre Schualweg ... D‘Gisela keed ibraal sai, wenn se Leit ond vor allam a Theadrgrubbe fenda däd. Dr Chrischtian ischt nia so arg säßhaft gwäa, als Kend, sai Vaddr war beim Zoll, do hoddma miaßa, damiddma ed z‘päb wurd midde Leit, weidr noch drei Johr. Dr Moritz hodd derfa Brummi fahra,l en dr Koje; ‘s Herrle ischt dabeigwäa. Dr Detlef wurd jetzt em Audo liega. Obbr ällaweil no ziddrad, woiße ed. Urvrtraua, sait oinr. Gräane Schdroßabahna, wennr gräane Schdroßabahna siehtl woißr, sait dr Chrischtian, dasser dahoim sei. Friehr hanne emma gelba Haus gwühnt. Wemmr vom Urlaub komma send l friehrl gar ed weit weg vo do I mo dr Chrischtian her ischtl ond I S gelbe Haus ischt no gschdandal no ischt ma dahoim gwäa. D,Alb hodds domols ao schao geel abr vor allam da Gardal da Biarabooml d,Schauggl, da Ferdi, da Fritz, da Franzl do, mo d‘Heck ofangt, ischtd,Tierarztbraxis gwäa ond ewich hodd der Fritz da Fuaß brocha gheed vom Turnierl bis amol dr Vaddr an alda Bensl gnomma hodd ond da Schdiel enna naibäbbad en da Fuaß. Dr Fritz ischt neemlich enna hohl gwöa, anderscht wia dr Ferdi, bei döm isch 's Schdrao rauskomma, abr do hosch ed so arg dro zia derfa, weil sonscht wör' s· öwwl erger worda ond dr Ferdi hedd zledschda ausgsöa wia 0 aldr Wöschlabba. Dr Detlef ischt ibrigens 00 so oinr. Wennon 0 Moh alangt, ond er kommt 0 bißle schnell, no leit dr Detlef eba auf da Boda na ond ziddrad wia ed gescheit. De Fraoa ihre Hend mogr eor nO L do heebdr wenigschdens einigrmaßa noh. I glaob, dasser ehn midde Kopfheerer 00 schao mog, 0 bißle, wennr doch nachts auf'd Beddegge leit. Womeeglich wurden eines scheenen Dags middra Frao vrweggsla, weiler woiß, dr Toninschineer, wia ma middam schwötza muaß, middam Detlef, ond weiler 's Wichdichseht ischt, wassr hodd. Hoimwai, hodd grad oiner gsait. Langa Zeit, hoißt dees bei de Schweizr, sait dr Chrischtian, langa Zeit. Münsinga feilt oim do air ewich des Münsinga, des Kuchedischle, dr oizig Blatz, mols bißle hellr ischt, d'Schualbiachr, Klassaarbeida, Kaffeetasso, Nudlsupp, Hausaufgabahefdr, öllas wia Graut ond Riaba auf döm Kuchedischle. Langa Zeit. Langa Zeit, zom Donnerwöddr, sagad d'Schweizer. Dr Schweizer hodd an scheena broida Buggi, do drhendr sieht ma sonscht koin mai, do kosch de vrschdegga ond des soddeschd jetzt 00 doa. Denn wie zom Guggug sollseht denn 00 dees öbbr erglöra, middöm Kuchedisch, dussa vorrom Föaschdr ewich bloß Maura, Audo, Döchr, Dachföaschdr. De ald Frao, geganiebr, heidanei, jetzt hosch airseht nemme middra gschwötzt, abr jetzt isch 00 vrbei, ond wia de öll Dag am vierer halbr fömfe so oruis:h wirseht, ens Audo naisitscht, ond bloß 0 bißle, abr mendeschdens bis zor Schdoig, denn je donkler's wurd, deschdo schlemmr wurd's ond airseht, wenn's ibr.aal Naacht ischt, ischt dohanna 00 0 Rua, ond wia sollschn's denn saga, daß'd Irene öll Middag am viere halbr fömfe bloß 0 bißle abr mendeschdens bis Kasachschdan, daß amol 0 Rua geit. Koe Wondr, dasse so 0 Gsiecht nomacht, do hoba. Langa Zeit. Des fangt em Audo 0, wennde henda den na leiseht, an Obad lang, Kopf auf de Pfoda, Aoga zua, ond er sitzt drenna, hendr dr Bandmoschee midde 'Kopfheerer ondram Mikrofon am Galga ond de woisch ed, obbr wiedr zruggkommt, ond auf dr Alb haird' s noh lang ed auf. Noe, Alb ischt ed Alb. Engschdinga ischt 00 ed Traiflberg, -
Sogga en dr hod
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Mönch in Tholey
Mönch in Tholey