Mathias Ospelt aus Vaduz, Jahrgang 1963, ist Autor, Kabarettist, Veranstalter und
Studienleiter (bei der Erwachsenenbildung Stein Egerta).
Mathias Ospelt
Leben und Werk
Fraglos kann man ihn als kulturellen Schwerarbeiter bezeichnen, denn seit 1995 schrieb er 15 Kabarettprogramme, vier Theaterstücke, drei Festspiele und drei Musical-Libretti. Daneben brachte er sechs Bücher heraus (auch landeskundliche), übersetzte Kinderbücher, schrieb zahllose Kolumnen und Glossen und war als Songtexter für Liechtensteiner Bands und Musikprojekte tätig. Für seine literarische Arbeit erhielt Mathias Ospelt mehrere Auszeichnungen, er gab zahlreiche Lesungen im In- und Ausland und war in Funk und Fernsehen zu hören und zu sehen. Mathias Ospelt sorgt immer wieder für hochkarätigen Spaß auf nationalen, regionalen und internationalen Bühnen. Mit seinem Bruder Ingo Ospelt und Marco Schädler begründete er die bekannten Kabarettformationen ›Das LiGa‹ (1994-2006) und ›Ospelt, Ospelt und Schädler‹ (seit 2009). Zwei Mal pro Jahr führt er zudem mit Marco Schädler das Satireprojekt ›SchlössleTV‹ auf. Von 2007 bis 2012 führte Mathias Ospelt im TaKino in Schaan Regie bei ›Grimm & Co‹ (mit Katja Langenbahn-Schremser). Seit 1996 organisiert er gemeinsam mit Hansjörg Quaderer die Liechtensteiner Literaturtage und 2003 gründete er mit Freunden das Vaduzer Kleintheater Schlösslekeller, in dem er immer wieder auftritt. Mathias Ospelt ist Sekretär des P.E.N.-Clubs Liechtenstein und Vorsitzender des Writers-in-Prison-Committee Liechtenstein. Seit November 2008 steht der Künstler bei der Erwachsenenbildung Stein Egerta als Studienleiter im Einsatz. Trotzdem nimmt er sich nach wie vor Zeit, um verschiedene Projekte anzupacken, wobei er in den letzten Jahren vor allem als Veranstalter aufscheint.Veröffentlichungen (Auswahl)
Das LiGA. Das Liechtensteiner Gabarett. 1994-2006
ISBN: 978-3-902525-97-0 Liechtensteiner Realsatire und kabarettistische Entwicklungsarbeit: Seit 1994 gibt es in Liechtenstein Das LiGa, das Liechtensteiner Gabarett, mit dem sich die Brüder Ingo und Mathias Ospelt sowie Marco Schädler alljährlich mit einem neuen literarisch-politischen Kabarettprogramm in die gelebte Liechtensteiner Realsatire einmischten. ›Das LiGa 1994-2006‹ bietet die Gelegenheit, Auszüge aus zwölf Jahren kabarettistischer Entwicklungsarbeit in Liechtenstein nachzulesen. Zusammengestellt vom Texter Mathias Ospelt, mit Fotos von Uve Harder.Als Vaduz noch seinen Hafen hatte. Geschichten
ISBN: 3-86142-283-2 (nur noch antiquarisch lieferbar) Sagen und Mythen spielen in der Geschichte Liechtensteins bis heute eine große Rolle. Ebenfalls Naturgewalten, die noch bis vor wenigen Jahrzehnten das Land regelmäßig bedrohten. Mathias Ospelt erzählt und erfindet Geschichten, welche die Kraft und Dramatik der liechtensteinischen Sagen und Mythen wieder in den heutigen Alltag holen. Ganz in der Jetztzeit dagegen sind drei andere Geschichten angesiedelt, die den Lebensläufen und Seinsweisen von gewöhnlich-ungewöhnlichen Zeitgenossen nachspüren und sich mit den Ritualen unseres Lebensalltages beschäftigen. In ›Als Vaduz noch seinen Hafen hatte‹ meldet sich ein begabter Erzähler, von dem man noch viel erwarten kann, mit seinem ersten Buch zu Wort. Roman Banzer, Leiter des Literaturhauses Liechtenstein, schreibt im 2. Jahrbuch des Vereins: »Ospelt erzählt mit Tempo und Spannung. Die Dialoge wirken echt. Die Geschichte reisst mit, ist gut geplotet und fasert an keiner Stelle aus. […] Am Witz fehlt es auf alle Fälle nicht.«Weintradition in Liechtenstein
ISBN: 978-3-905501-67-4 Quelle: WIKIPEDIABeiträge zum Symposium
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Us(si-)Land [(R)Ausland]
Am 28. Aprel packt dr Liachtaschtääner sini seba Sacha, loot sich gi Sargans faara - das litt ir Schwiz - und schtigt in Zog. Dr Liachtaschtääner ischt jo i deran eksklusiva Laag, dass sich dr Schtart vo sinnra Reis is Usland bereits im Usland befindet. Hött also faart er is Saarland ussi. ‚Ussi’, wells s Saarland ned am Rii litt. Liachtaschtää selb litt jo am Rii und täts Saarland o am Rii lega, denn tät ma vo Liachtaschtää is Saarland ‚ahi’ faara. So faart er also is Saarland ‚ussi’, aber uf Rotterdam ‚ahi’. So sacht der Liachtaschtääner sini Welt. Ussi und ahi Und denn simmer dossa Ahi und ussi Und scho simmer z Bosa. -
Gschechtlevrzeller
m Saarland ischt er no nia gse, dr Liachtaschtääner. Aber er kennts. A betzle. Im Ginasium zom Beischpil hepma im a Beld vor Primstalschperri zaget. Ir Gschecht het er glernt, dass es Saarland irgendwenn amol zom Elsass ghört het. Ir Geografii het er ghört, dass es Saarland ufamana rota Tennisplatz baut woran ischt und ir Bundesliga ischt er o scho ufs Saarland gschtoossa. Ischt aber scho a Wiile her. Und denn hets irgendwenn amol noch en Saarländer gee, en ganz en berüamta. Hei, wia het etz der nochamol ghäässa? So en Faabladichter isches gse. En ganz en bedüttenda. Het albigs so Gschechtle vrzellt. Faabla halt. La FONtän. Genau. Le Fable dö La FONtän. Dr Liachtschtääner betont jo alles uf dr eerschta Silba: La VOAtür. La MONtanje. La FONtän. Halt a so, wianers vo da Schwizer glernt het. -
Schpaziera [Spazieren]
Am Fiirtig lauft der Liachtaschtääner uma See. Uf sim Weg trefft er en Huffa Lütt. En Huffa Schwooba. A sövel Schwooba sacht er soss noget z Dablin ir Graften Striit. Dia Schwooba a dem Fiirtig am See sin bäumig beianand und super zwääg: Si sörfen, si seglen, si faaren Velo und Mauntenbeik, si tuan skeita, dschogga, walka, konn uf Drüürädle derher und uf Kikbords, si schpelen met Lenkdracha und uf Saksofööner. Hei! Und machen alli zemma a Gsecht, wia wenn si amanan erniga Tag liaber schaffa täten. II Jo und öber allem lit dr Duft vo grilliertem Fleisch. Öberaal sin si am brutzla und am bröötla und Wörscht am kremiera. Solang si no essen, denkt sich dr Liachtaschtääner. Solang si no essen, singen si net. Denn a sövel wääs dr Liachtaschtääner: Wenns irgendwo a Füürle gitt, denn schtoot glei amol en Schwoob dervor und singt ‚Kumbaya’ oder ‚Wir sind die Moorsoldaten und ziehen mit dem Spaten im Frühtau zu Berge. Fallera!’ -
Singa [Singen]
Am erschta Mai möcht dr Liachtaschtääner eppes singa. Aber öb sich das guat macht, wenn en Liachtaschtääner im Saarland ‚Hört die Signale’ singt? Er hets denn ufem Häämweg vor sich her brummlet. -
Fääla [Fehlen]
Zwo Tääg ischt dr Liachtaschtääner etz scho do und gliich: Irgendeppes passt em net! Irgendeppes zwickt na und zwackt na, verworget na schier und macht na halba närrsch.S kunnt em vor, wia wenn sin Grind imana viil z klinna Rolli schteckt und im langsam langsam d Loft uusgoot. Do loot er sich d Velokarta vom Sankt Wendeler Land gee, schlüüsst sich i sim Hotelzimmer ii und fangt a, dia Karta ganz genau z schtudiera. Noch aara Schtund goot em Liachtaschtääner a Liacht uuf: Ma het em dia falscha Nämman aagee! Er ischt net z ‚Bosen’ am ‚Bostalsee’ im ‚St. Wendeler Land’, nei, er ischt z Bosa am Boschtelsee im San Wendeli Land! Er het net eppa ‚die Nahequelle’ besichtigt, sondern d Quella vor Nööchi! Dr Uusflog ischt net is ‚Heimatmuseum’ vo ‚Neipel im Bohnental’, aber is Häämetmuseum vo Nääpel im Boonatal! Und er het net ‚die Johann Adams Mühle’ bsuacht, sondern d Hansadam Möli! so Und es häässt net ‚Theley’ und ‚Tholey’, sondern Teli und Toli. Jo und sitt er ees wääs, ischt em Liachtaschtääner viil wööler do! -
Negr [Schwarzer]
Imana Gschprööch unter Kollega hört dr Liachtaschtääner, wia eppert ‚Neger’ seet. Im Dialekt. Er frögt sich, öb ma ir Mundart o politisch korrekt si sött. Und öb mas öberhopt si ka, wemma doch schwätza sött, wia äm dr Schnabl kwaksan ischt. Und öberhopt: Ischt ‚politisch korrekt’ en Dialektbegreff? -
Dichta [Dichten]
Ir Hansadam Möli hepman üüs vrzellt, dass ma früener, wo ma d Uusschtüür noch inneran aalta Trocka ir Schtoba glaageret het, dass ma dua, wemma net ufa Hund ko het wella, das häässt, wemma net wedr alls, woma zemmagsammlet kha het, vrlüüra het wella - dora lotterhafts Leba zom Beischpil - dass ma eba drum dia Trocka rechteg fescht het vrschlüssa mösa. Und am beschta sei das ganga, wemma sich äfächt ufa Deckel ghocket hei.Jo und där Vorgang, s Hoggabliiba uf dr Uusschtüür, hei ma denn eba ‚abdichta’ gnennt. Jo und wellma denn uf dera Trocka o irgendeppes het maha mösa - dr Fernsee hets jo dua no net gee - heien denn viil aagfocht, uf der Trocka hom, Mundartgedicht z schriiba. Gell. So ischt das gse. Und vo dött kunnt etz eba dr Begreff: ‚dichta’. -
Klinna etümologischa Ekskurs
‚Schwätze’ kunnt vo: ‚SCHnorra WETZA’ ‚Babble’ kunnt vo: ‚BABBylon’ ‚Wendelinus’ vo: ‚St. WENDEL’ ‚Bosen’ vo: ‚Sym-BOS-ion’ ‚Mundart’ kunnt vo: ‚MUUL’ und ‚ARTIG’ ‚Sissy’ vo: ‚Oberstadion’ ‚Tholey’ kunnt vo: ‚Ka-THOLEY-isch’ ‚Ey jo!’ vo: ‚Sympos-EY JO-n’ -
Ufem Torm [Auf dem Turm]
Ufem Torm ufem Schummberg bin i gschtanda, ha gluaget ufd Welt vor mina Füass Fascht wianen König uf sira Veranda, wo empfanga wörd met Applaus und Grüass Do hets im Südoschtan aagfocht kracha Dr Horizont het sich sooo witt dorigschtreckt, dass i vom Torm uus mis Häämetle ha gsaha - do hets mi vor Lacha halba vrklepft! -
San Wendeli Land [St. Wendeler Land]
Wendelikappile, Sötera, Friisa Törkismöli, Rockwiiler, Bliisa Bommholler, Bosa, Toli und Teli Boschtelsee und Aalti Möli Und wenn er net mierken, vo was i do schwätz, denn kennender euri Häämet grad o ka betz! -
Dichta hani wella [Dichten hab ich wollen]
Dichta hani wella Vor dr Möli uf mana Bank Iir Sunna dampfa schwetza, krampfa, Krüzreim suacha, körza, fluacha... nix Dichta hani wella Ir Möli bimna Wii Dia groossa Gedanka all Nacht tanka Alls hintersinna, texta, schpinna...nüüt Dichta hani wella Im Schatta vor Möli Alää Aber s het sövel gee zom Brechta, zom Säga, zom Vrzella Anekdota, aalti Gschechta odr noget zom Feschtschtella Zom Loosa, zom Schtuuna, zom groossi Oora Maha, zom Plana, Koordiniera odr äfächt zom Lacha Do hani mini Text - öb i ha wella odr net - mösa schriiba zmetzt ir Nacht im Hotel - im Bett -
Kriesibomm [Kirschbaum]
Wenn dr Kriesibomm schwätza könnt, kämtischt schtatt Kriesi a Kriisan öber -
Am See - a Gääschtrgschecht [Am See - eine Geistergeschichte]
Amool amana Tag het sich dr Liachtaschtääner denkt, hött höck i mi an See und schriib a schös Gedicht. Weg dem ischt er jo eigentleg o do: Zom Gedicht schriiba. Er ischt also los, het dia Aalt Möli hinder sich lo und ischt em Wegwiiser nooch Rechteg Schtaudamm. Woner a son a betzile gloffan ischt, do het er a Bänkle gsaha, wo ganz idüllisch under amana Kriesibomm, wo sich im vollschta Bluascht zäget het, gschtandan ischt. ‚Genau do well i mis Gedicht schriiba’, het sich dr Liachtaschtääner denkt. ‚Där Ort kunnt mim Aasinna össerscht entgega. Jo.’ Er het sich ufs Bänkle ghöggt und het a Wiile lang s Triiba ufem und rund uma See uufmerksam vrfolget. Dött hinta, links, dött, wos vrbottan ischt, het dr Felder dr Thomas i sim gmieteta Segelböötle sini Rundena treit. Ir Metti vom See het en junga Schportsfründ sim Schiisboot Schimmel und Bläss gseet. Sörfer hen gsörft. Kanuta hen kanutet. Am Land sin zfredni Familiena us da benochbuurta Landeskreis am schpaziera gse. Alls ischt underwegs gse. Pfiifendi Vögel, wod Hormöner id Schnäbel schossa sin. Hünd met Lütt ar Leina. Und d Sissy, won en Tschiggautomat gsuacht het. Das isches!’ het sich do dr Liachtaschtääner denkt. ‚Das ischt dr Schtoff för mis Gedicht: Do, zwöschet da Dschogger und dan Entan und da tofuwörschtbrötlenda Betriibswörtschafter find i dia Belder, wo mier zo mim Övre fäälen! Und dr Kriesibomm schafft s rechteg Ambiente!’ Er het sis Blöckle uuspackt und ischt a so begeischteret gse vo siran Idee, dass er im erschta Moment gär net gmierkt het, wia sich eppert näbed im gräuschperet het. H-m!’ hets drum a zwoots Mool, lütter dasmol, tööna mösa und do het sich dr Liachtaschtääner endleg umdreit und denkt, öb das wol dr Maga vom Jean Pierre gse ischt, wo do a so knorret het. Aber nüt ischt gse. Kän Knocha witt und breit. Do isches nochamol ko. Noch lütter. Fascht scho aggressiv: Jo, Harrgotzack!’ het do dr Liachtaschtääner gfluachet. ‚Was för en Lalli well mi denn do föppla?!’ Ich’ het do dr Kriesibomm gseet. ‚Ich bin der ... Lalli. Dr Liachtaschtääner het zom Kriesibomm uffigluaget und leer gschloggt: ‚Du?’ Ey jo. Ich’ Do hen sich dr Liachtaschtääner Mundartdichter und dr Boschtlseeler Kriesibomm zeerscht amol a Wiile lang aagschwega. S ischt uma Hoor fascht scho piinlich wora. Zom Glöck het denn do dr Kriesibomm gfrööget: ‚Dichter? Hm?’ Dr Liachtaschtääner het na noget grooss aagluaget. Mundartdichter. Nehm ich an. Man siehts ja schon von weitem: Der ausladende, beherzte Dichtergang. Den Schreibblock in der Kralle. Der gut genährte Blick. Hauptsach gut gess! Hm? Und noch ara korza Pausa: ‚Symposion. Dr Liachtaschtääner het gniggt. ‚Jo. Sümposium. Ir Aalta Möli. Ach. Die Alte Mühle.... Und? Jetzt solls wohl ein Gedicht geben. Hm? Hier unterm Kirschbaum auf der Holzbank vor dem See. Machst dir wohl Gedanken zur Welt und zu dir. Beziehungsweise umgekehrt: Zu dir und der Welt. Findest zwischen den Joggern und den Enten und den tofuwürstebratenden Betriebswirtschaftern vermutlich die Bilder, die dir zu deinem Oeuvre fehlen. Und der Kirschbaum schafft das richtige Ambiente. Hm?’ Dr Liachtaschtääner het nüt gseet. Aber er het sis Notizblöckle fascht vrdroggt i sira Fuuscht. Dr Kriesibomm het gaanet. ‚Im ersten Jahr haben sie uns ja noch ignoriert. Wahrscheinlich, weil noch Winter war. Und sie uns nicht erkannt haben. Aber dann gings ratz fatz: der Jung, der Speyer, die Driesch, der Hurst, der Hanrath, die Niederländer und und und. Sogar der Zutter der Albrecht wollte noch etwas über uns schreiben. Hei-ei-ei. Und dann die ganzen Bostalgiker, die jede Nacht von uns träumen und dann hier am See sitzen. Hat man dir auch erzählt, der Kirschbaum bei der Alten Mühle sei unter der Last seiner Früchte zusammengebrochen? Dr Liachtaschtääner het ganz liislig ‚Jo’ gseet. Das ist natürlich Mumpitz! Der ist unter der Last all dieser Mundartgedichte, die sich in seinen Ästen verhangen haben, in die Knie gegangen. Nein! Hat er gerufen. Es reicht! Aber es hat nichts genützt. Keiner hat ihn gehört. Im Gegenteil. Sie haben geschrieben. Und geschrieben. Und geschrieben... Dr Liachtaschtääner ischt noch lang uf sim Bänkle am See ghogget. Er het id Witti gluaget und sin Kopf ischt leer gse wianen Elsässerbuuch am füüf vor Zwölfe. Irgendwenn, so geged Metternacht, ischt er uufgschtanda und het no än Gedanka kha: Es globt mer d Traudl nia!