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Mundartsymposium Bosener Mühle

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Das Symposium 1995

Es ist das dritte Mundart-Symposium des Saarlandes und die Veranstalter fühlten sich souverän in der Durchführung. Jetzt sollte sogar ein Thema („Wege“) Leitschnur des Symposiums sein. Die thematische Vorgabe führte dann aber auch dazu, dass sich mancher eingeengt fühlte. Es war auch ein Symposium, wo der Mundartpapst aus Dormagen, Ludwig Soumagne, das Symposium adelte. Die später erschienene Dokumentation wurde diesmal durch Serigrafien des saarländischen Künstlers Georg Fox illustriert. Die Teilnehmer besuchten den Schaumberg bei Tholey, gingen auf dem Herzweg und machten Station an der dortigen Afrikakapelle. Die Skulpturenstraße und der Keltenring (auch Hunnenring genannt) waren Zielpunkte der Symposiumswege. Im Haus des Malers Axel Groß legten die Schriftsteller eine Rast ein. Die Bosener Wege waren verschieden, vielfältig und so abwechslungsreich wie die Sprachen, in denen die Erlebnisse beschrieben wurden. Zur Johann-Adams-Mühle und zum Hofgut Imsbach führten die Bosener Wege. Mit einer Rundfahrt durch  das Sankt Wendeler Land wurde den Autoren ein Überblick über die vielfältigen touristischen Möglichkeiten erläutert. Die Anwesenheit bei einer Ausstellungseröffnung in der Bosener Mühle schuf für die Symposiumsteilnehmer den Kontakt zu einheimischen Künstlern. So wurden demnach auch neben der Landschaft und den Natur- wie Kulturschätzen der Region die ausgestellten Kunstwerke in der Mühle zu Schreibanlässen für die Bosener Wege. Georg Fox schrieb das nachfolgende Essay zu dem Thema des Symposiums in der Dokumentation „Bosener Wege“.

Wege und Ziele

Wege gibt es überall. Man geht auf Trampelpfaden und über Wiesenwege, es gibt Teer- und Pflasterwege, es gibt Fußwege, Straßen, Autobahnen, es gibt Schienenwege. Manche Wege sind ausgetreten, andere sind abgetreten. Vielleicht wurden sie schon (zu) oft begangen. Wege können neu gefunden, manchmal sogar wiederentdeckt werden. Es sind dann Wege und Wagnisse gleichermaßen. Man geht sie allein, man geht sie zu zwei'n. Wege sind Rundwege, sie können Wege ins Abseits sein und dann in die Irre führen. Bisweilen werden deshalb die Sackgassen durch Schilder markiert. Sie warnen: Geh' hier nicht weiter, fahr' da nicht hinein! Das führt ins Leere, es führt zu nichts! Irgendwann musst du doch umkehren! Nicht immer glaube ich den aufgestellten Schildern. Vielleicht wurden sie irrtümlich aufgestellt! Oder handelt es sich möglicherweise um einen dummen Jungenstreich? Wollte gar ein genervter Anwohner nur seine Ruhe haben vor lästigen Passanten und neugierigen Blicken? Wege können ganz eben oder auch steil sein, sie führen durch die Kuhlen und dann wieder über die Kuppen, streben bergauf und man weiß nicht ahnt vielleicht noch nicht einmal, wie es nach dem Gipfel weitergeht. Da fragt man sich beim Aufstieg, ob es sich wohl lohnt, die Mühsal dieses Anstiegs auf sich zu nehmen, sich gerade diesen Weg hinauf zu quälen bis zum Scheitelpunkt. Und das alles nur, um zu sehen, dass es oben wieder abwärts geht, hinunter ins Tal, möglicherweise zu einem anderen Bergsporn in der Ferne. Wege können demnach sehr beschwerlich werden, wenn man die Mühsal oder das Ende ahnt, wenn Wegbegleiter einen alleine lassen, nicht weiter mitkommen wollen auf einer Reise. Und man selber findet keinen Ausweg. Umwege und Abkürzungen, Wegmarkierungen und Wegweiser - die Wege von Menschen sind so unterschiedlich und so vielseitig, wie sich jeweils Menschen auf Wegen auf den Weg machen. Und es tut gut, wenn man spürt, dass jemand den Weg mitgeht, zum Wegbegleiter wird auf einer langen Reise. Man spürt, da geht jemand mit einem und hat wohl die gleiche, aber nicht dieselbe Last. Da können durch Wege Horizonte eröffnet werden, sie laufen in der Ferne in einem Punkt zusammen, als würde sich dort ein Ende finden, ein Zielpunkt, vielleicht sogar die Heimat selbst. Wege können Anregungen geben, sie sind manchmal spannend, ein anderes Mal vielleicht langweilig zu gehen, oder sie geben einem Rätsel auf. Man wird Pfadfinder abseits der ausgetretenen Wege, die man mutig, wage- und wegemutig, beschritten hat. Gras wächst auf Wegen, sogar auf Wegen aus Schotter oder mit roter Kesselasche drängt es sich nach langer Zeit ans Licht. Kleine Moospolster füllen die Ritzen zwischen Pflastersteinen, sie bereiten den Boden für größere Gräser. Gras findet eine Lücke im gebrochenen Teer, bahnt sich seinen Weg, wo Wege eigentlich versiegelt schienen, wo einst Strecken glattgewalzt, wo Straßen vorgeformt wurden, säumt irgendwann doch wieder junges Grün den Wegrand. So viele Wege bin ich gelaufen im Ausland, in Deutschland, im Saarland, in meinem Ort. Zwar führten mich alle fort, aber jeder brachte mich doch letztendlich auch wieder zu mir nach Hause zurück. Die schönsten Wege aber gehe ich in meinem Kopf. Es sind die Gedankenwege, welche ich heimlich und still mit meinen Innenaugen ablaufe - Wege, die noch niemand beschritten hat, echte Abenteuerreisen und dazu nicht gefährlich, nur abenteuerlich. Ich gehe sie und schreibe später auf, was ich auf ihnen erlebt habe. Und ich schreibe es oft in einer Sprache, die diesen Wegen entspricht, in Mundart. Es ist eine Indianersprache, es ist eine Stammessprache. Es sind die Rauchzeichen von Gedanken, die man niederschreibt, weil die Abenteuerreise dann besonders originär und echt wird, griffig. Die Bilder sind anschaulich, die Vergleiche sind urwüchsig. Alles hatte auf einem Weg begonnen. Während des ersten Symposiums war ich mit Günter Schmitt um den See gewandert. Der Weg war eben, aber die frühe Märzsonne hatte den Braschebelag aufgetaut. So waren matschige Stellen auf dem Weg entstanden, man sank mit den Schuhen im Schmutz des Weges ein, und seitlich quoll lehmiges Wasser unter den Sohlen der Schuhe hervor. Das machte uns nichts aus auf unserem Weg rund um den See. Über uns zogen einige Reiher ihre Kreise. Das Wasser am See plätscherte vor sich hin, als schien es mit sich und der Welt zufrieden. Wir wussten: Das erste Treffen der MundartLiteraten in der Bosener Mühle war zu einem Erfolg geworden. Was lag näher, als diesen Erfolg auch zu dokumentieren? So entstand das Buch über das erste Treffen im St. Wendeler Land. Es hieß "Bosener Tagebuch". Und in der Tat waren es vielfach tagebuchartige Notizen einer Woche in der Mühle, gesehen durch die Brille von sechs Schriftstellern. Im folgenden Jahr nannten wir die Dokumentation "Bosener Skizzen", weil Mundarttexte oft flüchtige, holzschnittartige Gedanken wiedergeben. Es sind die flüchtigen Ideen, die man zu Papier bringt. Sie werden beim Aufschreiben zu kleinen Kunstwerken der Sprache, sind aber dann besonders eindrucksvoll, wenn sie - wie eine Skizze - den Eindruck des momentanen Erlebnisses spüren lassen. "Bosener Wege" heißt nun das dritte Buch über das Symposium. Wiederum sind Texte aus einer ganz anderen Stimmung heraus entstanden. Die Bosener Mühle ist auf den Gedankenwegen zu einem Ort der Rast, zu einem Haltepunkt geworden, denn dort findet man die Möglichkeit, auf einem Weg innezuhalten, hier kann eine Wegstation sein, wo man sich gerne hinsetzt. Man rastet unter dem alten Kirschbaum und träumt in der Sonne. Hier trifft man Weggenossen, die in ihren Köpfen ebenfalls die neuen Wege begehen - mutig, furchtlos, manchmal sogar trotzig. Es sind die Künstler, die Maler, die Bildhauer, und es sind die Literaten. Sie treffen sich einmal im Jahr und diskutieren, und debattieren, und produzieren, und schreiben, und streichen, und halten fest, was ihnen auf ihren Wegen im Kopf begegnet ist. So entstehen sie, Gedankensplitter, Notizen, Aphorismen, Reime, Geschichten, Erzählungen, Essays, Lieder, Limericks - alle haben ihren Ursprung in einem Zimmer der Mühle, auf der Galerie des Bosener Ateliers oder auf einem Rundweg um den See. Und so wird das Symposium, nach drei Jahren der ununterbrochenen Folge zu einer Tradition der neuen saarländischen Mundart, ein Forum und eine Sprachbaustelle zugleich für die eigentliche Sprache des Volkes. Hier wird in Mundart gearbeitet, man arbeitet miteinander, statt mit sprachlichen Bretterzäunen das eigene Terrain abzugrenzen. Hier wird freundschaftlich zum Nachbarn geschaut. Hier werden Gräben zugeschüttet und Zäune eingerissen, man lernt sich kennen und schätzen, man lernt voneinander. Die Wege, die man in Bosen als Literat finden kann, sind die Wege zueinander. Und sie sind nicht nur im Kopf auf der Gedankenebene. Der "Mundarttreffpunkt Bosen" entwickelt zunehmend eine Aura von Zukunftsperspektive für die Volkssprache, welche den Mundarten aller Regionen gut tut und neue Wege eröffnet. Und wenn man richtig darüber nachdenkt, so stellt sich heraus, dass nicht ein Ziel des Weges der eigentliche Endpunkt dieser Mundart-Expedition ist, sondern der Weg selbst ist es, der zum Ziel wird."

Teilnehmer

Lidwina Boso


Marlies Grötzinger


Markus Jung


Sabine Meyer


Ludwig Soumagne


Günther Speyer


Sankt Wendeler Land Touristik
Eigenbetrieb Touristik & Freizeit Sankt Wendeler Land

Am Seehafen 1
66625 Nohfelden-Bosen
Telefon 06851 801-8000
tourist-info@bostalsee.de

www.sankt-wendeler-land.de

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